Berge Versetzen


Mit der neuen Werkserie „Berge versetzen“ bewegt sich Eliska Bartek auf den Spuren von Ferdinand Hodler und hat sich malerisch mit den Alpen des Berner Oberlandes auseinandergesetzt: en plein air, mit Staffelei und Pinsel bewaffnet, „um die Berge zu spüren, zu riechen und ihre Gewalt zu empfinden“, so Bartek selbst.


Auslöser war eine Zeitungsmeldung über eines der 33 Gemälde aus der Serie „Stockhornkette mit Thunersee“ (1904-1913), welches sich im Depot des Kunstmuseums St. Gallen befindet und momentan nicht gezeigt werden darf. Einst mussten die Eigentümer das Bild auf Druck der Nationalsozialisten veräußern und kamen später in Auschwitz um. Bis heute sind vermögensrechtliche Fragen bezüglich des Bildes ungeklärt. Zahlreiche jüdische Sammler wurden von den Nationalsozialisten zum Verkauf ihrer Kunstwerke gezwungen, enteignet oder in eine wirtschaftliche Zwangslage versetzt, so dass ihnen nichts anderes blieb, als ihr Hab und Gut zu veräußern.


„Damit haftet Hodlers entrückter Bergwelt indirekt etwas vom großen menschlichen Leid der Jahrhundertkatastrophe an; mit einem „unschuldigen Auge“ lässt sie sich jedenfalls nicht mehr bestaunen. Die einstige kosmische Idylle am Thunersee wirkt in Barteks Arbeiten aufgeladen von der verstörenden Erfahrung des Todes: Wie im Kampf sind Lichthell und Schattendunkel ineinander verschlungen.“ 


Symbolisch wollte Eliska Bartek einen Befreiungsschlag für das Bild starten und zeigt nun statt zeitloser Schönheit und Ruhe eine durch Kratztechnik dem expressionistischen Holzschnitt ähnliche Bergwelt, die dem Betrachter schroff und roh entgegen tritt. Die Beschränkung auf schwarz-weiß unterstreicht das Bedrohliche und Existentielle der Bilder.


„Während die Alpen heute von der touristisch-industriellen Erschließung und millionenfachen Bildverbreitung gänzlich entzaubert sind, erlangen sie bei Bartek etwas von ihrer ehedem für den Menschen über Jahrhunderte bedrohlichen Seite zurück. 

Die vermeintlich verfügbar gewordene Natur erscheint wieder fremd, unheimlich und eindrucksvoll. Die ekstatisch-abgründigen Bergbilder erweisen sich mithin als existentielle, irrlichternde Kraftfelder.“ (Matthias Haldemann, Direktor des Kunsthauses Zug)



Öl auf Leinwand.