Kupferbilder


KUPFER ALS NEUE MALHAUT UND HÜLLE

Eliska Bartek ist malerische Aktionistin und vertritt eine Körperlichkeit in der Malerei, die sich sowohl fulminant in ihren abstrakten Werken als auch in ihrer kalligrafisch inspirierten Pflanzenmalerei ausdrückt. Ihre aktuellen Kupferbilder sind reliefartige Monochrome, die in fast bildhauerischer, betont plastischer Manier und extrem emotionalem Farbauftrag ein Phänomen des antiken „Tafelbildes“ verkörpern. 


Die Maloberfläche ist sensible Haut, wirkt vernarbt, mit breiten Malstriemen versehen, nahezu tätowiert und seismografisch ausgearbeitet. Die darin eingebetteten, wild wuchernden floralen Ornamente sind in einer gestisch und schwunghaft ausgeprägten Materialschlacht auf der Oberfläche verkrustet und bis tief in die Malhaut eingedrungen.


Die metallische Farbe des Kupfers ist zwar stumpf, besticht aber durch ihre Massivität auf der Leinwand und lässt Assoziationen an kupferne Platten, auf denen sonst geritzt und ziseliert wird frei. Kein bloßes Dekor, sondern ein autonomes Materialbild ist Ausdruck dieser imposanten Malerei, die im Werk der Künstlerin sowohl mit ihren fotografischen Auseinandersetzungen mit spektralfarbigen Blüten als auch mit ihren jüngst in China entstandenen kalligrafischen schwarz-weißen Lotos-Bildern korrespondieren. So gerät der Pinsel in den aktuellen Kupfer-Bildern zum aktionistischen Werkzeug, das sich lyrisch nach kalligrafischem Vorbild mit dem Blick des „inneren Auges“ auseinandersetzt und andererseits die florale Studie im poetischen Sinne mit plastischer Qualität vollführt.


Die Pflanzenformen gerinnen zu Elementarzeichen, sind in die kupferne Leinwand behutsam eingeschlossen wie urzeitliche Elemente und Versteinerungen in Schieferplatten oder seltene Pflanzenformen in Bernstein. Die Künstlerin umschliesst und bewahrt ihre floralen Meditationen, sie manifestiert auf der Malhaut was eigentlich flüchtige Erscheinung ist.


Gestik und Imagination, Aktion und thematische Analogie verschmelzen zu einer Bildsuggestion die plastisches Relief und Malerei zugleich ist. Trotz allem schweben die floralen Elemente und bewahren trotz heftiger plastisch geronnener Maloberfläche ihre Bewegung und Einzigartigkeit ohne in artifizieller Statik vor dem Auge des Betrachters zu erstarren.


Christina Wendenburg