Eliška Bartek zumeist mit den Fingern gemalte Schriften und geschriebene Bilder gleichen Tätowierungen. Diese Beschwörungen, Litaneien und Briefe werden eingeritzt in Schichten von Malerei, die abgedeckt und abgestorben zu sein scheinen. Ja sie selbst werden wieder durch neue Schriften verunklärt oder durch Malschichten verdeckt und entstellt. Malerei als Prozess nannte man dies einmal, aber es war damals etwas anderes.
Eliška Bartek kennt keine avantgardistische Haltung zum Bild. Sie betrachtet die Leinwand als Illusionsträger, der eine Abfolge von Bildgeschichten erlebt, bis diese in einem Finale kulminieren, das Synthese, Stillstand, Präparation und Reflexion zugleich bedeutet. Die Komposition wird inhaltlich wie ein Ritual erkämpft. Aus einzelnen abstrakten oder semantischen Szenen ergibt sich ein Geflecht und Gespinst von Zuordnungen. Manchmal vereinigen sich die Eintragungen, Flecken und Zeichen zu einer großen Melodie, in der Früheres und Späteres zusammen klingt. Ob diese Symphonien geschrieben sind oder ob sie ein Kontinuum aus energetischen Flecken und magnetischen Raumfluchten ergeben, ihre Charakteristik ist nicht die kompositorische Harmonie sondern eine Hintergründigkeit, die wie eine Altstimme die Melodik des Soprans unterhöhlt. Kubins nebelverhangenen rätselhaften Landschaften und van Goghs Auvergner Hügelketten kommen einem eher in den Sinn als Twomblys Schriftbilder. In den 1986 entstandenen großen Acrylmalereien auf Papier ergießen sich große schwarze Flächen wie ein Mahlstrom durch Raum und Zeit, Erinnerungen um das eigene Ich, das durch ein E in Rot markiert wird. Ein Jahr darauf ist die Palette, nun aus Ölfarben, hell geworden, pastellene Leere mit erregten Farbknäueln. Schwarz, Chromoxidgrün und Krapplack dominieren. Dann erregte Bilder in giftigem Rot und nächtlichem Blau. New Yorker Erinnerungen zwischen Faszination, Lust und Ekel.
In ihren neuesten Bildern deckt plötzlich Dunkelheit den atmosphärischen Bildraum ab. Es sind Briefe an den verstorbenen Vater, die wenig Durchlass gewähren, deren zähe Masse, kaum dass sie in Farbigkeit auffunkelt, zu zerbröckeln beginnt. Die Kraft der Malerei steht in einem eigentümlichen Verhältnis zu deren morbiden Inhalten. Affirmation und Destruktion gehen eine „chymische Hochzeit“ ein.
Damit steht Eliška Bartek außerhalb jener so raffinierten Art Brut und Primitivität, die sich mit der Figuration der frühen achtziger Jahre eingeschlichen hat. Ihr scheinbarer Konsum von Bildideen Renoirs, Arnulf Rainers und Clifford Stills klärt sich als eigener Malentwurf, der sich gegen die äußere Zeit in eine innere saturnische Welt hinein entwickelt. Tschechische Mystik findet in der klar geordneten und kostbaren Schweizer Umgebung den geeigneten Nährboden, als könne sie sich wie in einem Spiegel nun erst richtig sehen.